Curling
Präzision, Strategie und Teamgeist
Curling ist ein faszinierender Wintersport, der Geschick, Strategie und Teamarbeit vereint. Auf einer glatten Eisfläche versuchen zwei Teams, ihre Granitsteine so nah wie möglich an das Zentrum eines Zielkreises – das „House“ – zu platzieren. Der kräftige Wischeinsatz mit den Curlingbesen sorgt für die perfekte Geschwindigkeit und Richtung.
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Geschichte
Curling hat eine lange und faszinierende Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Die ersten dokumentierten Spiele fanden in Schottland statt, wo das Spiel auf zugefrorenen Seen und Teichen gespielt wurde. Damals wurden einfache, flache Steine verwendet, die keine Griffe hatten und oft mit den Händen oder Füßen ins Ziel geschoben wurden. Die ersten Curling-Steine, wie wir sie heute kennen, entwickelten sich erst im Laufe der Zeit, als der Sport immer populärer wurde.
Schottische Einwanderer brachten das Curling schließlich nach Kanada, wo es besonders großen Anklang fand und bis heute eine der beliebtesten Wintersportarten ist. Der erste Curling-Club wurde 1838 in Schottland gegründet, gefolgt von zahlreichen Clubs weltweit. 1998 feierte Curling sein Debüt als offizielle Disziplin bei den Olympischen Winterspielen und ist seither auf internationaler Ebene sehr populär.
Heute ist Curling ein moderner, strategischer Sport mit einer leidenschaftlichen Fangemeinde und traditionsreichen Wettkämpfen, die Spieler und Zuschauer weltweit in ihren Bann ziehen.
Regeln
Curling ist ein strategisches Spiel, bei dem zwei Teams versuchen, ihre Steine so nah wie möglich am Zentrum des Zielbereichs (des „Houses“) zu platzieren. Hier sind die wichtigsten Regeln im Überblick:
Spielaufbau und Teamgröße
Ein Curling-Team besteht aus vier Spielern: Lead, Second, Third (auch Vice-Skip) und Skip. Die Teams spielen abwechselnd Steine, wobei jeder Spieler pro Runde („End“) zwei Steine spielt. Ein Standardspiel hat in der Regel 8 Ends, bei Internationalen Meisterschaften sogar 10 Ends.
Das Spielen des Steines und das Wischen
Jeder Spieler gleitet mit dem Stein von der Abstoßhilfe („Hack“) und lässt den Stein über das Eis gleiten. Der Stein muss vor der ersten „Hog-Linie“ losgelassen und muss die gegenüberliegende Hog-Linie überqueren, um im Spiel zu bleiben. Die Mitspieler wischen das Eis vor dem Stein, um die Geschwindigkeit und Richtung zu beeinflussen.
Punktewertung
Am Ende jedes Ends werden Punkte vergeben. Nur das Team, dessen Stein dem Zentrum (dem „Button“) am nächsten liegt, kann Punkte erzielen. Ein Team erhält einen Punkt für jeden Stein, der näher am Button liegt als der nächste Stein des Gegners. Die Punkte werden erst gezählt, wenn alle Steine eines Ends gespielt wurden.
Guards und Takeouts
Steine können entweder in das House gespielt oder als „Guard“ davor platziert werden, um das House zu schützen und den Gegner daran zu hindern, näher an den Button zu kommen. Ein häufiger Spielzug ist der „Takeout“, bei dem ein Stein des Gegners aus dem House geschoben wird, um die eigenen Steine besser zu positionieren.
Freie-Guard-Zone-Regel
Die ersten vier Steine eines Ends, die vor dem House als Guards platziert werden, dürfen nicht entfernt („takeout“) werden. Diese Regel soll das Spiel strategischer machen und das Aufbauen von Schutzsteinen ermöglichen.
Gewinner
Das Team mit den meisten Punkten nach allen Ends gewinnt das Spiel. Bei einem Unentschieden nach den regulären Ends wird oft ein zusätzliches End („Extra-End“) gespielt, um den Sieger zu ermitteln.
Ausrüstung
Die Ausrüstung im Curling ist einfach, aber entscheidend für Präzision und Kontrolle auf dem Eis. Hier ein Überblick über die wichtigsten Elemente:
Curling-Steine
Die Curling Steine wiegen jeweils rund 20 Kilogramm und weltweit bestehen alle aus einem speziellem Granit, welcher von der schottischen Insel Ailsa Craig statt. Jeder Stein hat einen Griff („Handle“), mit dem Spieler ihn kontrolliert über das Eis gleiten lassen. Die Steine müssen exakt genormt sein, um Fairness im Spiel zu garantieren.
Curling-Besen
Der Besen ist ein zentrales Hilfsmittel im Curling. Mit ihm wird das Eis vor dem Stein gewischt, um die Gleitfähigkeit und Richtung zu beeinflussen. Besen bestehen oft aus synthetischen Materialien und sind für eine präzise Kontrolle der Spielgeschwindigkeit unverzichtbar.
Curling-Schuhe
Curling-Schuhe haben eine spezielle Sohle: Ein Schuh besitzt eine rutschfeste Gummisohle, der andere einen sogenannten „Slider“, oft aus Teflon, der ein kontrolliertes Gleiten auf dem Eis ermöglicht. Diese Kombination hilft den Spielern bei der Balance und beim gezielten Abstoßen.
Das Curlingfeld: Aufbau und Markierungen
Das Curlingfeld, auch „Sheet“ genannt, ist eine speziell präparierte Eisfläche, auf der alle Spiele ausgetragen werden. Es misst etwa 45,72 Meter in der Länge und 4,42 Meter in der Breite. Die wichtigsten Markierungen und Zonen sind:
Das House
Das House ist der Zielbereich am Ende des Spielfelds, in dem die Steine platziert werden. Es besteht aus vier konzentrischen Kreisen mit Durchmessern von 1,83 Meter, 1,22 Meter, 0,61 Meter und 0,15 Meter (das Zentrum). Der innere Punkt, das Zentrum, wird als „Button“ bezeichnet. Ziel des Spiels ist es, den Stein so nah wie möglich an den Button zu platzieren.
Die Tee-Linie
Die Tee-Linie verläuft horizontal durch das House und markiert dessen Zentrum. Sie dient der Orientierung bei der Positionierung und Strategie.
Die Hog-Linien
Es gibt zwei Hog-Linien auf jeder Seite des Feldes, jeweils 6,40 Meter von der Tee-Linie entfernt. Die Steine müssen vor der Hog-Linie auf der Abspielseite losgelassen werden und auf der gegenüberliegenden Seite über die Hog-Linie hinaus gleiten, um im Spiel zu bleiben.
Backline
Die Backline verläuft am hinteren Ende des Houses und markiert, wie weit Steine über das Ziel hinausrutschen dürfen. Steine, die diese Linie vollständig überqueren, gelten als „aus“ und werden aus dem Spiel genommen.
Die Guard-Zone
Der Bereich zwischen der Tee-Linie und der ersten Hog-Linie wird oft als „Guard-Zone“ verwendet. Hier werden Steine platziert, um den Zugang zum House für den Gegner zu blockieren, ohne das House direkt zu belegen. Guards sind ein wichtiger taktischer Bestandteil des Spiels.
Hack
Am Anfang des Spielfelds befinden sich die „Hacks“, die den Spielern als Abstoßhilfe dienen. Von hier aus stoßen sich die Spieler beim Abspielen der Steine ab, um Kontrolle und Richtung zu gewährleisten.
Wettbewerbsformen im Curling
Hier sind die wichtigsten Wettbewerbsformen im Überblick:
Team-Wettbewerbe
Hier treten zwei Viererteams gegeneinander an. Jedes Teammitglied spielt zwei Steine pro Runde, genannt „End“. Ein Standardspiel besteht aus 8 oder 10 Ends, abhängig vom Turnier. Seit 1959 werden Herren Weltmeisterschaften ausgetragen, die Damen folgten 1979. Die deutschen Damen konnten bisher zweimal den Weltmeistertitel erringen, 1988 und 2010. Die Herren wurden insgesamt fünfmal Vizeweltmeister (1983, 1987, 1997, 2004 und 2007).
Mixed Doubles
Beim Mixed Doubles spielen nur zwei Spieler pro Team – ein Mann und eine Frau. Jedes Team spielt pro End fünf Steine und beginnt mit einem „Platzierungsstein“ im House. Diese Spielform ist kürzer und dynamischer und bietet andere strategische Herausforderungen, da weniger Steine im Spiel sind. Mixed Doubles wurden 2018 bei den Olympischen Spielen offiziell eingeführt und erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Spirit of Curling
Curling ist viel mehr als nur ein Spiel oder „nur“ eine Sportart. Curling lebt von einer grundsätzlichen Geisteshaltung, die von allen Spielerinnen und Spielern gepflegt wird, vom Jugendsport, über den Breitensport bis hin zum Spitzensport. Dieser „Spirit of Curling“ geht über das Regelwerk des Curlingsports hinaus und findet weltweit unter allen Curlerinnen und Curlern große Beachtung. Gleichwertig neben den sportlichen Voraussetzungen, wie Können und Geschicklichkeit, stehen Fairness und ein freundschaftliches Auftreten. Curling ist ein Spiel mit großer Tradition.
The Spirit of Curling
- Ein Curler wünscht zu Beginn allen Mit- und Gegenspielern mit Handschlag ein schönes Spiel.
- Ein Curler verhält sich immer fair, kameradschaftlich und korrekt.
- Curling wird gespielt, um zu gewinnen, nie aber um den Gegner zu erniedrigen.
- Ein Curler wird nie versuchen, seinen Gegner abzulenken oder ihn daran zu hindern, sein Bestes zu tun.
- Ein Curler versucht nie, mit anderen Mitteln als mit den spielerischen Möglichkeiten, Vorteile zu erzielen.
- Ein Curler zieht eine Niederlage einem ungerechten Sieg vor.
- Ein Curler verstößt nie absichtlich gegen Spielregeln.
- Begeht ein Curler einen Fehler, so ist er der Erste, der diesen zugibt.
- Ein Curler entscheidet sich im Streitfalle immer zu Gunsten seiner Gegner.
- Ein Curler respektiert und schätzt eine gute Leistung des Gegners.
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